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Nachhaltig Feiern – 5 Tipps für den umweltfreundlicheren Festivalbesuch
18.09.2024
Sommerzeit ist Festivalzeit. Tausende verbringen jedes Jahr mehre Tage oder sogar Wochen auf den verschiedensten Festen und Feiern. Insbesondere die großen Open-Air-Veranstaltungen wirken sich jedoch negativ auf die Umwelt aus – nicht zuletzt wegen der riesigen Müllberge, die danach auf dem Gelände verbleiben. Für mehr Nachhaltigkeit gibt es hier ein paar Tipps, wie sich feiern und Umweltschutz miteinander kombinieren lassen.
- Die Wahl des Festivals
Schon bei der Auswahl des Festivals sollte der Aspekt Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen. Denn obwohl das Holi-Festival in Indien oder ein Musik-Festival in den Bergen von Ibiza sicher ein Erlebnis sind – die Reisestrecke sorgt für jede Menge CO2-Emissionen. Alternativen gibt es meist in der näheren Umgebung und so ist auch die Reisestrecke kürzer.
Doch neben der Entfernung spielt auch die Einstellung des Veranstalters eine große Rolle. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob dieser das Thema Umweltschutz ernst nimmt oder es sich in Form von Greenwashing nur als Marketingstrategie auf die Fahnen schreibt.
Denn eines ist klar, wenn viele Hundert oder sogar Tausende Menschen eine Feier besuchen, dann sind die Auswirkungen auf die Umwelt groß. Veranstalter können jedoch trotzdem versuchen die Umweltbelastungen durch verschiedene Maßnahmen zumindest etwas zu minimieren:
- das Verwenden von Ökostrom und energiesparender Bühnentechnik
- ökologische Toiletten statt Chemieklos
- das Anbieten von Mehrwegflaschen oder Wasserstationen zum Selbstbefüllen statt Einweg-Bechern
- es werden lokale Caterer und Dienstleister eingestellt
- ein Müllkonzept, betreffend Trennung und Recycling
- Initiativen mit Fokus auf Umweltschutz werden unterstützt – etwa durch Stände vor Ort, die über Nachhaltigkeit aufklären, Müllsammelaktionen oder Spenden
Diese Liste enthält natürlich nur einige Beispiele. Wer sich vor dem Besuch über den Veranstalter informiert, wird jedoch schnell merken, wie viel Umweltbewusstsein wirklich dahinter steckt.
- Die Anreise
Ein weiterer wichtiger Faktor, der einen bedeutenden Anteil an der Klimabilanz des Festivalbesuchs hat, ist die Anreise. Einige Punkte sind selbstverständlich. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit privaten Fernreiseunternehmen, die mit ihren Bussen bis zum Festivalgelände fahren, verursachen deutlich weniger CO2 als die individuelle Fahrt mit dem Auto oder gar dem Flugzeug.
Hier kommt aber schon die Krux, denn für die meisten ist ein Festivalbesuch mit Camping verbunden. Bei der Menge an Equipment, welches dafür benötigt wird, ist ein Transport mit Bus und Bahn nicht ohne erheblichen Aufwand möglich. Zumal außerdem noch weiteres Gepäck wie Kleidung und Verpflegung transportiert werden muss.
Dazu kommt noch ein anderes Problem: Denn während die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit über 90 Prozent Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bahnen Europas zählt, war die Deutsche Bahn (DB) in diesem Jahr bisher so oft verspätet wie lange nicht. Daher sollte bei Zugreisen zu Festivals nach oder durch Deutschland fest mit Verspätungen geplant werden. Dennoch ist der Zug ganz klar eines der klimafreundlichsten Fahrzeuge.
Alternativ bietet es sich an, sich mit mehreren Personen zusammenzutun, denn oft fahren andere Personen aus der Nähe ebenfalls zum Festival. Hierfür kann man über Social-Media-Kanäle nach anderen Festivalgängern suchen. Wenn zwei Gruppen mit nur einem statt mit zwei Fahrzeugen fahren, dann ist der ökologische Fußabdruck schon deutlich geringer.
Noch besser ist es, wenn sich jemand findet, der einen Kleintransporter besitzt oder mietet. Dann kann das Gepäck mehrere Gruppen auf einmal zum Veranstaltungsort gefahren werden, während der Rest beispielsweise mit der Bahn anreist. So lässt sich ordentlich CO2 einsparen. Analog zu den Verspätungen der Bahn kann es aber durch Staus, Sperrungen und Ähnliches unterwegs ebenfalls zu deutlichen Verzögerungen kommen.
- Die Ausstattung
Das Gepäck sollte ebenfalls sorgfältig ausgewählt werden. Anstatt sich extra ein Zelt zu kaufen, ist es sinnvoller sich eines bei Bekannten zu leihen oder bei einem Zeltverleih zu mieten, der Zelte für die Besucher solcher Events anbietet – beispielsweise direkt auf dem Festivalgelände.
Die Alternative besteht darin, sich ein Secondhand-Zelt zu kaufen. Wer mehrere Festivals besuchen möchte, sollte in ein hochwertiges Zelt, am besten aus umweltschonenden Materialien, investieren, welches in der Lage ist, schwierige Witterung und Verschmutzung (etwa durch Schlamm) auszuhalten. So lässt sich verhindern, dass das Zelt nach einmaligem Benutzen weggeworfen werden muss. Das Gleiche gilt auch für Schlafsäcke und Isomatten.
Im Allgemeinen sollten soweit möglich nur wiederverwertbare Gegenstände mitgenommen werden. Auch wenn Einweggeschirr praktisch ist, so ist die daraus entstehende Müllmenge eine zusätzliche Umweltbelastung. Ebenso sind wiederverwendbare Wasserflaschen den allgegenwärtigen Pappbechern vorzuziehen.
Bei der Verpflegung denken die meisten an Dosenravioli, welche am Aluminiumgrill aufgewärmt werden. Doch Stapeln sich diese Dosen nach einem Festival oft auf Müllbergen in die Höhe. Einweggrills haben außer der Umweltbelastung noch weitere Nachteile:
- Sie sind bei schlechtem Wetter nahezu unmöglich zu benutzen.
- Die Kohle reicht oft nur für einmal Auflegen.
- Sie riechen oft unangenehm nach Grillanzünder, Kohle und Rauch.
- Durch den geringen Abstand zur Hitzequelle brennen Fleisch und Gemüse leichter an.
Besser sind da Klappgrills, Grillschalen und elektrische Kontaktgrills. Diese können mehrfach verwendet werden und sind trotzdem komfortabel zu transportieren, da sie wenig Platz brauchen und nicht so viel wiegen. Bei elektrischen und Gas-Grills entsteht durch den fehlenden Rauch auch keine Geruchsbelästigung. Die Zeltnachbarn danken es einem.
Was Rauch betrifft, es gibt einen Gegenstand, welcher es Rauchern ermöglicht, die Glimmstängel zu genießen und der Umwelt etwas weniger zu schaden. Die Rede ist vom Taschenaschenbecher. So lässt sich verhindern, dass Asche und Zigarettenstummel einfach in die Gegend geworfen werden. Sollte es im Sommer trocken sein, kann von unbedacht weggeworfenen Zigaretten eine erhöhte Brandgefahr ausgehen.
- Die Kleidung
Gesondert sollte die Kleidung erwähnt werden, denn wer auf ein Festival geht, für den spielt meist die passende Garderobe eine große Rolle. Was das Wetter betrifft, kann schließlich alles passieren – von drückender Hitze bis zu heftigen Unwettern. Dazu kommt die Tatsache, dass beim mehrtägigen Feiern die Klamotten öfter einmal Schäden davontragen.
Deshalb gibt es mehrere Möglichkeiten hier nachhaltig zu agieren. Einerseits können alte Klamotten getragen werden, denn so wird kein Kleidungsstück, das zur aktuellen Garderobe gehört, potenziell in Mitleidenschaft gezogen. Beim Upcycling solcher Kleidung können mit ein wenig Kreativität und etwas Do-It-Yourself individuelle Outfits entstehen. Aus dem T-Shirt wird in einigen wenigen Schritten ein Crop-Top und aus einer alten Jeans können Shorts werden. Diese Änderungen können zu Hause selbst mit wenigen Nähkenntnissen vorgenommen werden – und zwar auf drei Arten. Um eine Hose zu kürzen, werden die Beine nach dem Lösen des Saums entweder mit der Nähmaschine, von Hand oder mit Hilfe von Klebevlies neu genäht bzw. geklebt.
Eine andere Idee ist es, vor dem Festivalbesuch eine Kleidertauschparty zu organisieren, um sich ein originelles Outfit zusammenzustellen. Bei einem solchen Event kann sich auch schon einmal mit passender Musik in Festivalstimmung bringen.
Sollte dennoch der Kauf von neuen Kleidungsstücken wie etwa Regenmänteln notwendig sein, dann sollten sie aus nachhaltigen Stoffen wie Baumwolle, Leinen oder Recycling-Materialien bestehen. Einige Modelabels haben sich auf den Vertrieb von ökologischer und fair gehandelter Mode spezialisiert. Der Secondhand-Laden oder Kleidertauschbörsen sind natürlich ebenfalls nachhaltige Wege, um an neue Kleidung zu kommen.
- Nichts zurücklassen
Am Ende eines Festivals gleicht das Gelände oft einem Schlachtfeld. Verpackungen, Zelte, sogar Möbel vermüllen die Landschaft. Das ist nicht nur ärgerlich für die vielen Hilfskräfte, die danach oft tagelang mit dem Zusammentragen des Abfalls beschäftigt sind, es ist auch eine enorme Belastung für die Umwelt.
Um hier nachhaltiger zu handeln, ist es notwendig, erstens überhaupt nur das Nötigste einzupacken und zweitens den eigenen Müll auch wieder mitzunehmen oder zu entsorgen. Dafür legen die meisten Festivalanbieter mehrere Müllinseln an, auf denen der Müll gesammelt wird. Einige Festivals nehmen einen Müllpfand, bei dem es am Ende Geld zurückgibt, wenn man einen vollen Müllbeutel abgibt.
Nicht alles, was zurückgelassen wird, ist Müll. Vielen ist es einfach zu aufwändig, beispielsweise ihre Zelte wieder abzubauen und mitzunehmen. Schließlich handelt es sich bei den meisten um Billigware, welche bewusst für ein einzelnes Festival gekauft wurde. Dabei kann mit den Zelten, Schlafsäcken und Ähnlichem noch einiges gutes bewirkt werden. Einige Hilfsorganisationen etwa für die Obdachlosenhilfe versuchen die zurückgelassenen Gegenstände noch jemandem zukommen zu lassen, der sie gebrauchen kann. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es deshalb klüger, diesen Initiativen die Dinge direkt zu bringen und sie nicht tagelang durch die Felder suchen zu lassen.