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Österreich: Vom Pokermekka zum Nachzügler?
14.02.2025

Lange Jahre galt die Alpenrepublik als jenes Land, in dem Poker eine entscheidende Rolle im Glücksspielmarkt spielte. Hier entwickelte sich über 25 Jahre hinweg eine blühende Szene, die selbst die größten Stars nach Österreich lockte. Doch mit einer Reform des österreichischen Glücksspielgesetzes wurde Österreich vom Branchenführer zum Nachzügler.
Alles begann im Jahr 1990, als die Casinos Austria die erste Poker-Europameisterschaft ins Leben riefen. Diese fand damals noch im Casino Baden statt, mittlerweile ist das Event, das in diesem Jahr zum insgesamt 34. Mal ausgetragen wird, im Casino Velden in Kärnten beheimatet.
Private Betreiber entwickelten den Markt
Doch der große Aufschwung passiert mit der Zulassung privater Poker-Casinos in Österreich. Diese wurden zwar von Beginn an misstrauisch von der Konkurrenz beäugt, doch zahlreiche Versuche, die Betreiber vom Markt zu drängen, scheiterten. Diese hatten eine Gesetzeslücke gefunden, die es ihnen erlaubte, mithilfe einer offiziellen Gewerbeberechtigung ihre Poker-Casinos zu betreiben. Im Laufe der Jahre waren sie bald in zahlreichen Bundesländern vertreten und sorgten dafür, dass sich der Pokermarkt in Österreich entwickelte.
Die Grenznähe einiger Filialen strahlte bis ins benachbarte Ausland und lockte Spieler aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, Tschechien und der Slowakei regelmäßig ins Land. So entwickelte sich ein eigener Pokertourismus, der nicht nur bei den Betreibern, sondern auch in den umliegenden Hotels und der Gastronomie für volle Kassen sorgte. Parallel dazu kam Online-Poker auf, das vorwiegend von der rasanten Weiterentwicklung des Internets und der Bandbreiten profitierte.
Poker wird weltweit verfügbar
Die Glücksspielbranche erkannte als eine der Ersten die enormen Chancen des Online-Marktes und verlagerte ihr Geschäftsmodell größtenteils ins Netz. Damit schossen die Online-Casinos nur so aus dem Boden, die Auswahl wurde immer breiter und leichter zugänglich. Doch in Österreich entstand rasch eine Diskussion rund um die Legalität der Angebote.
Immerhin verfügte das Land über ein sogenanntes Glücksspielmonopol, das andere Anbieter außerhalb der Casinos Austria ausschloss. Dem gegenüber stand und steht die Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit der Europäischen Union, die Unternehmen aus ihren Mitgliedsstaaten garantiert, sich innerhalb der Grenzen der EU „frei zu bewegen“. Beste Online-Casinos für Österreicher zu finden ist zwar relativ einfach, die Frage der Gesetzmäßigkeit ist allerdings noch immer nicht abschließend geklärt.
Das führt zu der absurden Situation, dass ausländische Online-Casinos zwar in Österreich erreichbar sind und auf ihre Umsätze Steuern bezahlen, doch keine heimische Lizenz erhalten. Im Bereich Poker führte die unerwünschte private Konkurrenz jedoch zu einschneidenden Maßnahmen.
Poker zum Glücksspiel erklärt
Bei der letzten Reform des österreichischen Glücksspielgesetzes wurde das Kartenspiel Poker kurzerhand zum Glücksspiel erklärt. Das hatte zur Folge, dass die Betriebsgenehmigungen der privaten Betreiber nach einer Übergangszeit von vier Jahren erloschen. Wie der österreichische Verfassungsgerichtshof in anderer Sache bereits zuvor erkannt hatte, kann der Staat ein Gewerbe untersagen, wenn es in seinem eigenen Interesse liegt.
Das führte dazu, dass die privaten Betreiber ihre Poker-Casinos schließen mussten. Alle Versuche, die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen im Gesetz über den Umweg des Europäischen Gerichtshofs doch noch zu kippen, schlugen fehl.
Seither wurde Poker in Österreich um Jahrzehnte zurückgeworfen. Das Kartenspiel darf seit dem Jahr 2020 nur noch in den Filialen der Casinos Austria angeboten werden. Entsprechen schnell verlagerte sich der Markt der österreichischen Spieler ins benachbarte Ausland oder in den Schwarzmarkt. Pokercasinos in der Slowakei profitieren seither ebenso von der neuen Gesetzeslage wie jene in Tschechien.
Die Casinos Austria rüsten auf
Österreich hingegen musste sich zunächst mit dem knappen Angebot der Casinos Austria begnügen. Dort fehlte es nicht nur an passenden Räumlichkeiten, sondern offenbar auch am Willen, Poker massiver ins Programm zu heben. Mittlerweile haben maßgebliche Spezialisten zwar den Arbeitgeber gewechselt und so für mehr Action an den Tischen gesorgt, doch viele Pokerspieler trauern immer noch den goldenen Zeiten nach, die im Jahr 2020 so abrupt ihr Ende fanden.
Doch mit der Privatisierung des ehemals staatlich dominierten Konzerns haben verstärkt privatwirtschaftliche Überlegungen in die Geschäftsfelder der Casinos Austria Einzug gehalten. Das verstärkt allerdings auch die Spannung, wie sich der Konzern bei der ab dem Jahr 2027 anstehenden Vergabe der österreichischen Glücksspiellizenzen schlagen wird.
Aktuell sieht das Gesetz nicht nur 12 Lizenzen für die bestehenden Casinos vor, sondern auch eine Online-Lizenz und eine eigene Pokerlizenz. Diese wurde allerdings noch nie vergeben, entsprechend groß war damals der Ärger der Betreiber.
Wer erhält den Zuschlag?
Angesichts des Skandals um die Postenvergabe im Vorstand der Casinos Austria und den damit jahrelang anhaltenden politischen Diskussionen wäre es also gut möglich, dass eine neue Bundesregierung einen neuen Weg einschlägt. Immer wieder wird eine neuerliche Reform des österreichischen Glücksspielrechts diskutiert, die nicht nur für eine Marktöffnung, sondern auch für eine faire Vergabe sorgen könnte.
Schließlich übt das österreichische Finanzministerium derzeit eine Dreifachrolle aus. Als Vertreter des Miteigentümers Staat kümmert es sich um seine Unternehmensanteile an den Casinos Austria, formuliert die Ausschreibung der Glücksspiellizenzen und kontrolliert auch noch deren Einhaltung. Eine solche Vorgangsweise ist zu Recht verpönt, schließlich nährt sie den Verdacht, dass sich der Miteigentümer Staat die Lizenzen selbst zuteilt und die Einhaltung der Bestimmungen auch noch selbst kontrolliert.
Doch die Casinos Austria sind mittlerweile ein privater Konzern in ausländischer Hand, die Republik kann diesen nicht mehr nach Wunsch steuern. Das könnte Bestrebungen fördern, die nächste Vergabe der Lizenzen breiter zu streuen und die im Gesetz vorgesehene Pokerlizenz erstmals an einen anderen Anbieter zu vergeben.